Ist Aluminium in Deos wirklich unbedenklich?
Während das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) inzwischen Entwarnung gibt, bleiben viele Wissenschaftler und Verbraucherschützer skeptisch. Besonders problematisch ist, dass die neuen Bewertungen auf industrie-finanzierten Studien beruhen.
Die aktuelle Einschätzung des BfR
Das BfR erklärt 2023, die Aluminiumaufnahme über die Haut sei geringer als früher angenommen. Grundlage ist eine Studie von Cosmetics Europe, dem Lobbyverband der europäischen Kosmetikindustrie.
Was ist daran problematisch?
- Getestet wurden insgesamt nur 20 Personen (2001: 2, 2016: 12, 2019: 6).
- Die Studien von 2016 und 2019 wurden vom Industrieverband Cosmetics Europe finanziert – sie waren also nicht unabhängig.
- Die aktuelle Entwarnung des BfR stützt sich maßgeblich auf die Studie von 2019 – mit nur 6 Probandinnen, von denen nur 5 in die Auswertung eingingen. Die Daten einer Teilnehmerin wurden aus methodischen Gründen ausgeschlossen und wurden nicht veröffentlicht.
- Bereits 2016 schied eine Teilnehmerin wegen Schwangerschaft aus.
- Alle Untersuchungen waren Kurzzeitstudien – es gibt keine Daten zur Langzeitwirkung oder Anreicherung.
Das ist weder unabhängig noch aussagekräftig für Millionen Verbraucher:innen.
Die Studie ist öffentlich einsehbar unter www.bfr.bund.de. Eine Übersicht aller Teilnehmer:innen findet sich auf Seite 15.
Was ist mit Alaun-Deos?
Viele Verbraucher glauben: „Alaun ist ein natürliches Mineral, also unbedenklich.“
Fakten zu Alaun & Aluminium:
- Alaun besteht vollständig aus Aluminiumverbindungen (Kaliumaluminiumsulfat)
- Die Aussage, Alaun dringe nicht in die Haut ein, ist zwar weit verbreitet, aber nicht wissenschaftlich belegt.
- Insbesondere nach der Rasur oder auf gereizter Haut kann Aluminium leichter eindringen
- Studie 2017 der Medizinischen Universität Innsbruck: Hohe Aluminiumwerte im Brustgewebe bei Frauen mit Brustkrebs (Details siehe Pressemitteilung der Universität Innsbruck)
Was sagen unabhängige Stellen wie Stiftung Warentest & ÖKO-TEST?
- Stiftung Warentest (2020): „Schon über die Ernährung nehmen viele Menschen mehr Aluminium auf, als Grenzwerte zulassen. Jeder zusätzliche Kontakt über Kosmetikprodukte sollte kritisch geprüft werden.“
- Auch ÖKO-TEST (2021) warnt: „Aluminium ist neurotoxisch und kann das Nervensystem schädigen.“
Beide empfehlen: Vorsicht – besonders bei täglichem Gebrauch und empfindlicher Haut.
Aluminiumfrei = sicher? Vorsicht vor Werbetricks
Was wirklich hinter den Etiketten steckt:
- „Ohne ACH“ bedeutet nur, dass kein Aluminiumchlorid-Hexahydrat enthalten ist – doch andere Aluminiumverbindungen wie Alaun können trotzdem enthalten sein.
- Begriffe wie „natürlich“, „sanft“ oder „vegan“ schaffen Vertrauen – doch sie sagen nichts über den Gesamtinhalt aus.
- „100 % vegan und natürlich“ klingt gut – heißt aber nur: 100 % vegan, nicht 100 % natürlich! Der genaue Inhalt steht in der INCI-Liste auf der Rückseite jedes Kosmetikproduktes. Was nicht natürlich klingt ist es meist auch nicht.
Fazit: Kein Grund zur Entwarnung
- Die neue BfR-Einschätzung basiert auf zweifelhaften Studien mit Interessenskonflikt
- Alaun ist kein sicherer Ersatz, sondern nur eine andere Form von Aluminium
- Unabhängige Organisationen warnen weiterhin vor Aluminium in Kosmetik
Deshalb sollten Verbraucher INCI-Listen lesen, Werbeversprechen hinterfragen und sich nicht auf Naturkosmetik-Siegel verlassen.
100% NATÜRLICHEs DEO OHNE ALUMINIUM?